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Bild des Monats

Wassily Kandinsky, Riegsee – Dorfkirche, um 1908

Wassily Kandinsky, Riegsee – Dorfkirche, um 1908

13. Oktober 2023 |
ROLAND MÖNIG – DIREKTOR

1908 ließ sich das Künstlerpaar Wassily Kandinsky (1866‐1944) und Gabriele Münter (1877‐1962) im Münchner Künstlerviertel Schwabing nieder. Den Sommer des Jahres verbrachte es in Oberbayern, in der Gegend um Murnau am Staffelsee, gemeinsam mit dem befreundeten Künstlerpaar Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin. „Wir alle strebten sehr und jeder einzelne entwickelte sich … Zu einer wunderbaren Entwicklung hat es Kandinsky seitdem gebracht“, notierte Münter rückblickend in ihrem Tagebuch.

1908 ließ sich das Künstlerpaar Wassily Kandinsky (1866‐1944) und Gabriele Münter (1877‐1962) im Münchner Künstlerviertel Schwabing nieder. Den Sommer des Jahres verbrachte es in Oberbayern, in der Gegend um Murnau am Staffelsee, gemeinsam mit dem befreundeten Künstlerpaar Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin. „Wir alle strebten sehr und jeder einzelne entwickelte sich … Zu einer wunderbaren Entwicklung hat es Kandinsky seitdem gebracht“, notierte Münter rückblickend in ihrem Tagebuch.

Die gemeinsame Arbeit im oberbayerischen Alpenland verhalf ihnen zum entscheidenden Durchbruch ihrer eigenen künstlerischen Ausdrucksmittel. In der Umgebung von Murnau ist unser Gemälde der „Dorfkirche in Riegsee“ entstanden. Kandinsky nannte diese frühen Murnauer Landschaften „Impressionen“, weil sie dem unmittelbaren Eindruck der Natur entsprangen. Noch ordnete er die Farben weitgehend dem Naturvorbild zu. Das Bild lebt vom leuchtenden Wechselspiel der farbigen Flächen miteinander. Die sonnengelbe Kirche, das kräftige Blau des Himmels, das frische Grün der Bäume und der orangefarbene Hügel, auf dem das Gebäude sich erhebt, bilden ein dynamisches, aber harmonisches und stimmungsvolles Ganzes. Das häufig klare Licht des Alpenvorlands lässt insbesondere bei Föhn die Landschaftskonturen scharf und nah hervortreten und die Farben kräftig leuchten.

Die Jahre 1908/09 kennzeichnen eine wichtige Übergangsphase, in der Kandinsky erkannte, dass „der Gegenstand meinen Bildern schadet“. Folglich suchte er nach Möglichkeiten, ihn zu überwinden. So ist „Riegsee – Dorfkirche“, obwohl es sich um eine Landschaft handelt, kaum mehr perspektivisch-räumlich zu lesen. Vielmehr wird das Bild gleichsam von den Bewegungen der Farbe auf der Fläche durchflutet. Dabei ist von Bedeutung, dass Kandinsky für Farben besonders empfänglich war, sie synästhetisch wahrnahm und ihnen tiefere Bedeutungen zuordnete.

Sein Pinsel geht mit großzügigen Schwüngen über die einzelnen Elemente der Landschaft hinweg, fasst Formen zusammen, löst Umrisslinien auf. Statt die Wirklichkeit einfach nur darzustellen, nimmt Kandinsky sie zum Anlass, die Möglichkeiten der Malerei zu entfalten. Die Realität des Sichtbaren wird verwandelt, wird ganz und gar Malerei. Darauf beruht Kandinskys unverwechselbarer Beitrag zum Expressionismus. In seinem späteren Werk löste er sich ganz vom gegenständlichen Motiv und schuf komplexe Gemälde, die allein vom Zusammenspiel von Farben und Formen handeln: von „Punkt und Linie zu Fläche“, wie er selbst sagte.

Das Bild „Riegsee – Dorfkirche“ kam wie so viele Werke als eine Schenkung durch Eduard von der Heydt 1952 in unsere Sammlung. Es gehört zu den absoluten „Stars“ des Von der Heydt-Museums. Zurzeit ist es ganz prominent in unserem Schaudepot zu sehen.

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