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Man muss Kunst nicht zwingend anschauen, um sie zu erleben. Das haben die Museumsführungen bewiesen, die sich an sehbehinderte und blinde Menschen richten. Das Angebot ermöglicht es den Teilnehmer:innen, die Ausstellung „Pablo Picasso | Max Beckmann. Mensch – Mythos – Welt“ – mit allen Sinnen zu erleben, indem neben dem intensiven Hinhören auch das Erspüren mit dem Körper, das Ertasten mit den Händen und das Riechen ermöglicht wurde.
Mitte November gab es die erste Führung dieser Art, im Dezember folgten dann zwei weitere. 2024 werden die Führungen dann zu den aktuellen Ausstellungen fortgesetzt. Durchgeführt haben wir die Führungen im Duo: Ich übernahm als Kunstvermittlerin den kunsthistorischen Teil und unsere freie Mitarbeiterin Stefanie Katzer die detaillierte Audiodeskription.
Der Teilnehmerkreis setzte sich aus Personen zusammen, die sich entweder privat über die Webseite des Museums angemeldet hatten oder durch die direkte Ansprache über die Blinden- und Sehbehindertenvereine Wuppertal und Remscheid den Weg in das Von der Heydt-Museum fanden.
Die Führung umfasste die Ausstellung nicht in ganzer Fülle – vielmehr wählten wir fünf Werke aus, drei von Picasso, zwei von Beckmann, die wir genauer vorstellten. Den Auftakt machten Porträts beider Künstler, einmal „Der Maler bei der Arbeit“ von Picasso aus dem Jahr 1964 und ein Selbstporträt Beckmanns, aus dem Jahr 1915 mit dem Titel „Selbstbild als Krankenpfleger“. Nachdem ich in die jeweiligen Biografien der Künstler eingeführt hatte, folgte durch Stefanie Katzer eine sehr detaillierte Beschreibung dessen, was die Bilder ausmacht und unterscheidet.
Ziel war es, durch Beschreibungen des Biografischen und Visuellen, die Werke lebendiger, barrierearmer und spannend zu machen, so dass die Teilnehmer:innen sie sich genau vorstellen konnten.
Zusätzlich konnten die Teilnehmer:innen der Führung die ausgewählten Kunstwerke nicht nur durch die Beschreibung kennenlernen – sie wurden auch eingeladen, ihren Tast- und Geruchssinn einzusetzen.
Extra angefertigte Tastbilder aus Moosgummi und Heißkleber gaben die Möglichkeit, die Umrisse und den Aufbau Picassos Porträts „Frau mit den grünen Haaren“ (1949) und seines Stilllebens „Hummer und Siphon“ (1948) zu ertasten und zudem durch mitgebrachte Gegenstände, durch Tasten und Riechen zu erraten, welche Gegenstände sich auf Picassos Stillleben wiederfinden lassen. Die mitgebrachte Zitrone war leicht zu erkennen, beim Plastikhummer wurde es schon schwieriger.
Der kleinen Bronzefigur von Max Beckmann „Mann im Dunkeln“ aus dem Sprengel Museum Hannover, datiert 1934, versuchten wir, dem unmittelbaren Körpergefühl durch die Nachahmung der entsprechenden Körperhaltung, tastend und mit verschränkten Händen, näher zu kommen. In Max Beckmanns Werk „Großes Varieté mit Zauberer und Tänzerin“ (1942) führten wir durch Musik akustisch in die Atmosphäre der Zirkuswelt ein.
Glücklich waren wir über die Freude und Begeisterung der regen Teilnehmer:innen, die alle betonten, wie wichtig und spannend – trotz des eingeschränkten Sehens oder kompletten Sehverlustes – für sie die kulturelle und damit auch soziale Teilhabe ist. Eine auch mobil eingeschränkte Teilnehmerin im fortgeschrittenen Alter bedankte sich bei uns sehr berührend zum Abschluss mit den Worten: „Diese Führung nehme ich als Edelstein mit in die Schatzkiste meiner Erinnerungen.“
In diesem Sinne freuen wir uns schon sehr auf die Begegnungen bei der nächsten Führung am 25. April 2024, in welcher wir Werke der Sammlungspräsentation „Zeiten und Räume. Klassiker der Sammlung“ vorstellen.