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Seit dem späten 18. Jahrhundert erwachte in der deutschen Kunst die Liebe zur klassischen Welt, zur griechischen und römischen Kunst, zur südlichen Landschaft und zum antiken Menschenbild. Scharenweise zogen Maler und Architekten über die Alpen nach Italien. Es bleibt ein erstaunliches Phänomen, dass die Wortführer des romantischen Klassizismus überwiegend aus Norddeutschland und Dänemark stammten, darunter Winckelmann, Schinkel und Thorwaldsen.
Zu dieser Gruppe gehört auch der in Prenzlau geborene Jakob Philipp Hackert (1737-1807), der im Von der Heydt-Museum mit einem ausgezeichneten Alterswerk vertreten ist, das seit Ende März in unserer Sammlungspräsentation „Zeiten und Räume: Klassiker der Sammlung. Ruisdael bis Giacometti“ zu sehen ist: die „Italienische Flusslandschaft“ von 1805.
Unter dem Eindruck der idealen Landschaften von Claude Lorrain und Nicolas Poussin komponierte Hackert eine abwechslungsreiche Fantasielandschaft, die von einer tief stehenden Sonne in mildes Licht getaucht wird. Der linke Rand der Komposition wird markiert durch einen großen Baum, der alle Ebenen des Bildes (Vorder-, Mittel- und Hintergrund) verbindet, ihr rechter durch einen Bergrücken, auf dem eine Stadt mit klassizistischen, wenn nicht antiken Gebäuden zu erkennen ist. Eine steinerne Brücke spannt sich über einen Fluss, der sich, eine weite Kurve beschreibend, in der Tiefe des Bildes majestätisch weitet. Als Staffagefigur links vorn versenkt ein rastender Kuhhirte sich in das eindrucksvolle Panorama – ein Stellvertreter gleichsam für die Betrachtenden vor dem Bild.
Wie so viele Spätwerke Hackerts ist auch die „Italienische Flusslandschaft“ als Teil eines Bilderpaares konzipiert. Das Pendant der Wuppertaler Komposition, die bereits 1918 erworben wurde, befindet sich heute in der Alten Nationalgalerie in Berlin.
Jakob Philipp Hackert begann seine Malerkarriere in der Werkstatt seines Vaters und seines Onkels, der Dekorationsmaler war. Erst später besuchte er die Akademie der bildenden Künste in Berlin. Bereits 1768 ging er nach Italien und machte sich einen Namen als Landschaftsmaler.
Bereits zu Lebzeiten wurde er derart berühmt, dass die Zarin Katharina II. bei ihm nach dem russischen Seesieg über die Türken 1770 zur Erinnerung sechs Gemälde bestellte. Um dem in Rom lebenden Hackert einen Eindruck vom Seekrieg zu vermitteln, ließ Graf Orloff im Hafen von Livorno eine Fregatte in die Luft sprengen.
Goethe schätzte Hackerts italienische Landschaften ebenfalls sehr und nahm bei ihm Zeichenunterricht. Hackert war, als der Dichter den Maler kennenlernte, Hofmaler in Neapel. 1799 verließ er die infolge der Kriegswirren unsicher gewordene Stadt und zog 1800 nach Florenz, wo er 1807 starb. Goethe veröffentlichte 1811 eine Biografie über Hackert, basierend auf dessen autobiografischen Skizzen, zu deren Erstellung und Übersendung er Hackert 1806 aufgefordert hatte.