Das 2. Obergeschoss ist derzeit aufgrund von Vorbereitungen für die kommende Ausstellung geschlossen. Ab 16. Februar eröffnet dort Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne.
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Dieses Gemälde ist ein höchst beglückender Neuzugang unserer Sammlung. Vor wenigen Monaten erst wurde es unserem Museum geschenkt und ist nun erstmals in der Ausstellung „Museum A bis Z. Von Anfang bis Zukunft“ zu sehen.
Die Künstlerin Emmy Klinker wurde 1891 in Eupen geboren und wuchs in (Wuppertal-)Barmen in einem wohlhabenden und kunstliebenden Elternhaus auf. Mit 16 Jahren begann sie eine künstlerische Ausbildung bei dem Landschaftsmaler Paul von Ravenstein in Karlsruhe. 1911 ging sie nach Berlin und setzte ihre Malstudien bei dem bekannten deutschen Impressionisten Lovis Corinth fort. Klinker lernte im Februar 1914 im Haus ihres Vaters, der ein Sammler zeitgenössischer Kunst war, Alexej von Jawlensky kennen. Die Werke des „Blauen Reiters“, jener Künstlervereinigung, die Jawlensky mitprägte, wurden für sie zur wichtigsten Inspiration.
1916 zog Klinker nach München und wurde Schülerin bei Albert Bloch, dem letzten verbliebenen Repräsentanten des „Blauen Reiters“. In einer Ausstellung 1918 stellte Klinker gemeinsam mit Bloch im Berliner „Sturm“ aus. Weitere Ausstellungsbeteiligungen, zum Beispiel mit der Novembergruppe in Berlin oder mit der Gruppe Junges Rheinland, folgten. Klinker stellte zudem mehrfach im Barmer Kunstverein aus. Nach dem Tod der Malerin 1969 gerieten ihre Werke beinahe in Vergessenheit. Erst in den vergangenen Jahren wurden sie wieder einem breiteren Publikum präsentiert. Maßgeblich beigetragen zu ihrer Wiederentdeckung hat die Ausstellung „Der Sturm. Zentrum der Avantgarde“ 2012 im Von der Heydt-Museum.
Das Gemälde „Wuppertal“, das vermutlich 1928 entstand, ist eine in der Form ungewöhnliche Vedute. Zwischen den schwarzen Silhouetten dreier schlanker schwarze Bäume blickt man auf eine Art Collage charakteristischer Gebäude, vor allem aus Klinkers Geburtsort Barmen. Am oberen Bildrand breitet sich – räumlich nicht unbedingt logisch – ein weitläufiges Fabrikgelände aus. Auch jenseits davon erheben sich über den dicht an dicht stehenden Wohnhäusern mehrere Schornsteine. Unten rechts ist die ehemalige Schwebebahnstation „Rathausbrücke“ (heute „Alter Markt“) gezeigt, aus der gerade eine Schwebebahn herauszufahren scheint. Der Gaskessel links unten dürfte der markante Gasometer in der Mohrenstraße im Stadtteil Heckinghausen sein. 1950 erneuert, beherbergt er heute das Visiodrom. Bei der Kirche mit Doppelturmfassade am Bildrand rechts oben könnte es sich um St. Johann Baptist oder auch um die Unterbarmer Hauptkirche handeln. Das Gebäude davor bzw. darunter ist möglicherweise die Gemarker Kirche. Dominiert und im Hintergrund zusammengefasst wird die Komposition durch eine große Eisenbahnbrücke aus rotem Ziegelstein: das hoch aufragende Viadukt am Steinweg.
Allgemein wird Emmy Klinker als „Expressionistin der zweiten Generation“ bezeichnet. In ihrem die Ortskenntnis und die Fantasie gleichermaßen anregenden Bild „Wuppertal“ allerdings zeigt sie sich eher als eine Vertreterin einer neusachlichen Malerei – zumal die Farben eher verhalten sind und der Pinselstrich gemäßigt ist.