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Dieses schöne Gemälde ist eines der ersten Bildnisse, das Anselm Feuerbach (1829-1880) von Anna Risi, genannt „Nanna“, schuf – seiner Muse und Geliebten in Rom. Das schwarze, nach hinten frisierte Haar der in einer weißen Bluse gekleideten Frau ziert ein schmaler Goldreif. Die strenge Profilansicht und ihre klassische, an antike Vorbilder erinnernde Pose verleihen dem Porträt eine gewisse Unnahbarkeit. Distanzierend wirkt auch der ovale Blumenkranz, der das Brustbild umgibt. Feuerbach zitiert damit wohl die berühmte „Madonna im Blumenkranz“ in der Alten Pinakothek in München, ein Gemeinschaftswerk von Jan Brueghel d. Ä. und Peter Paul Rubens.
Anna Risi war die Frau eines einfachen Schusters im Viertel Trastevere. Für den Maler war die Begegnung mit ihr eine schicksalhafte Fügung. Sie wurde sein wichtigstes Modell und saß ihm für eine Madonna, eine erste „Iphigenie“ und die erste Fassung des „Gastmahls“ Modell, ebenso für eine Reihe von Idealbildnissen im Kostüm des Cinquecento. Die Beziehung dauerte nur fünf Jahre und endete tragisch für Feuerbach, als Nanna ihn wegen eines reichen Engländers verließ. Die Zeit mit der schönen Römerin markiert den Beginn der klassischen Phase im Werk des Künstlers.
Anselm Feuerbach entstammt einer humanistisch gebildeten Familie. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er 1845-48 an der Düsseldorfer Akademie bei Johann Gottfried Schadow und Johann Wilhelm Schirmer. In Paris war er Schüler des akademischen Malers Thomas Couture, den er sehr verehrte. 1855 reiste der Künstler erstmals nach Italien. Zunächst wohnte er in Venedig und gelangte dann über Florenz nach Rom, wo er bis 1873 lebte. 1860 lernte er dort auch Anna Risi kennen, in der Feuerbach die Verkörperung seines weiblichen Schönheitsideals erkannte.
Feuerbachs Malerei bewegt sich zwischen romantisierender Sentimentalität und verklärender Idealisierung. Seine Themen bezieht er vielfach aus der antiken Geschichte und Mythologie. Er setzt sie um mit einem großen Gespür für ausgefallene Farbakkorde und lädt sie auf mit einer elegisch-lyrischen Stimmung. In einem Brief schreibt er 1855 an seine Stiefmutter Henriette: „Wie kommt es, dass meine Bilder in wahrhaft majestätischer, abweisender Ruhe dastehen, und der, der sie geschaffen, ist ein schwankendes Rohr! Mir ist mein Leben wie ein Traum manchmal, oft sehe ich hundert Jahre voraus und wandle durch alte Galerien und sehe meine eigenen Werke in stillem Ernst an den Wänden hängen. Ich bin zu Großem berufen, das weiß ich jetzt mein Leben wird erst zur Ruhe kommen, wenn ich tot bin, Leiden werde ich immer haben, aber meine Werke werden ewig leben.”
Zurzeit ist Feuerbachs beeindruckende „Nanna“ in unserer Ausstellung „Zeiten und Räume. Klassiker der Sammlung: Rusidael bis Giacometti“ zu sehen. In „stillem Ernst“, wie der Maler selbst sagen würde, bildet es mit Arnold Böcklins „Flora, die Blumen weckend“ (1876) ein schönes Duo und ergänzt sich mit ihm. Beide Gemälde kamen sehr früh in unsere Sammlung: Feuerbachs Bild wurde dem damals noch jungen Museum bereits 1907 von der Elberfelder Familie Schmits geschenkt, Böcklins Gemälde konnte 1925 erworben werden.