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Bild des Monats

Anselm Kiefer, Anselm fuit hic, 2023 Emulsion, Öl, Acryl, Schellack, Blattgold, Electrolyse-Sediment, 280 x 380 cm Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac © Anselm Kiefer, Foto: Georges Poncet

Anselm Kiefer, Anselm fuit hic, 2015–2023

21. Februar 2025 |
ROLAND MÖNIG – DIREKTOR

Eine der schönsten Überraschungen des vergangenen Jahres bescherte uns Eberhard Robke, der seit vielen Jahren das Von der Heydt-Museum als Freund, Unterstützer und Mäzen begleitet. In einer Galerie-Ausstellung in Salzburg fing er spontan Feuer für Anselm Kiefers neue Werkgruppe „Mein Rhein“ – und beschloss, eines dieser faszinierenden Bilder müsse unbedingt nach Wuppertal, in unsere Sammlung! Doch bei aller Entschlossenheit und Begeisterung: so einfach war die Sache nicht. Alle Arbeiten waren bereits verkauft. Nur ein einziges war nur vorgemerkt – es sollte an ein Museum in den USA gehen. Ein Anruf des Galeristen beim Künstler sorgte schnell für Klarheit: das Museum in Deutschland, unser Haus, sollte Vorzug bekommen. Eberhard Robke nutzte die Gelegenheit ohne zu zögern, kaufte das Werk und brachte es in die von ihm gegründete Renate und Eberhard Robke Stiftung ein, die uns seit nunmehr 20 Jahren Ankäufe im Feld der zeitgenössischen Kunst ermöglicht. Schon Anfang Oktober konnten wir das prachtvolle, 2,80 mal 3,80 Meter große Bild von Anselm Kiefer als Dauerleihgabe in Empfang nehmen.

Der richtige Platz im Haus war rasch gefunden. In der Sammlungspräsentation „Zeiten und Räume“ fügt sich Kiefers Gemälde bestens ein zwischen die Landschaftsbilder des 17. und 19. Jahrhunderts, zwischen künstlerische Positionen aus den Niederlanden und aus Deutschland. Einerseits zeigt sich so, in welcher Tradition das monumentale Bild steht und wie es diese Tradition fortschreibt. Andererseits bietet es Anlass, eben diese Tradition und die Geschichte bzw. die Geschichten, mit denen es verbunden ist, neu zu betrachten.

Anselm Kiefer (geb. 1945 in Donaueschingen) machte sich in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren einen Namen mit kraftvollen Bildern, die sich nicht nur durch die Rückbesinnung auf die Figuration, sondern auch durch radikale Materialexperimente auszeichnen. Zudem rührte er an ein inhaltliches Tabu, beschäftigte er sich doch mit dem visuellen und ideologischen Erbe des Nationalsozialismus, das man erfolgreich verdrängt zu haben glaubte. Dabei bezog er sich gleichermaßen auf die nordische Mythologie und Richard Wagner wie auf Paul Celan oder Ingeborg Bachmann.

Über die Jahrzehnte blieben Geschichte und Erinnerung Kiefers wichtigste Themen. Er erschloss sich die Gedankenwelten der jüdischen Kabbala ebenso wie fernöstliche Weisheitslehren, setzte sich mit den Weltbildern der Rosenkreuzer und der Alchemie auseinander und beschäftigte sich – pendelnd gleichsam zwischen Wissenschaft und Poesie – mit kosmologischen Fragestellungen. Die für das Von der Heydt-Museum erworbene Arbeit stammt aus Anselm Kiefers jüngster Werkgruppe „Mein Rhein“. Mit ihr kehrt der Künstler an den Ort seiner Kindheit zurück, denn er ist am Rhein aufgewachsen – einem Fluss, der wie kaum ein zweiter in Europa mit Mythen und Erinnerungen aufgeladen ist und der kultur- und kunstgeschichtlich eine herausragende Rolle spielt. So war der Rhein, als natürliche Grenze zu Frankreich, gerade in der jüngeren Geschichte wiederholt Gegenstand politischer Konflikte und Schauplatz von Gewalt und Krieg.

In seinem aktuellen Bilderzyklus schwingen diese Reflexionen mit. Der lateinische Werktitel „Anselm fuit hic“ (Anselm war hier) unterstreicht dabei die biografischen Bezüge. Und er verweist auf das wohl berühmteste Werk der europäischen Kunstgeschichte, in dem ein Maler sich selbst als Zeugen in ein Bild einschreibt: die „Arnolfini-Hochzeit“ (National Gallery, London). Das Werk ist signiert mit den Worten: „Johannes de Eyck fuit hic 1434“.

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