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Die formalen Beziehungen zwischen Baum und Mann sind auffällig. Der Stamm, der unten schräg verläuft, richtet sich an der Stelle senkrecht auf, wo er die vordere Uferlinie schneidet, er verzweigt sich über der Grenze des jenseitigen Ufers. Darüber kräuselt sich das waagrecht ansetzende Geäst. Das Ufer verläuft vorn in einer S-förmigen Schleife.
Der streng statuarische, fast geometrische Bildaufbau widerspricht den schemenhaft ausgeführten Einzelformen. Die starre Unbeweglichkeit der Figuration ist in dem entsprechenden Gemälde noch wiederzufinden und evoziert eine Stimmung der fast vibrierenden Distanziertheit, der schwebenden Unbestimmtheit, die typisch für Seurat ist. Durch Einbeziehung der Perspektive bestehen unterschiedliche Größenverhältnisse zwischen Baum und Figur. Zwei parallele Schatten lassen auf zwei hintereinander gestaffelte Bäume schließen. Ab 1878 studierte Seurat, nach einigem Zeichen- und Malunterricht in seiner Jugend, an der École des Beaux-Arts in Paris. Doch schon 1879 verließ er die renommierte Schule wieder. Er hatte eine Ausstellung mit Bildern von Edgar Degas, Camille Pissarro und Claude Monet gesehen und sich daraufhin wie die großen Vorbilder von den akademischen Idealen abgewandt.
Sein unverwechselbares Bild-Konzept entwickelte er jedoch ganz eigenständig auf der Grundlage des Studiums der klassizistischen Zeichnungslehre, in der Auseinandersetzung mit Erkenntnissen über die optische Mischung der Farben und durch die empirische Verarbeitung eigener Seherfahrungen. Schon 1883 war er bei der Ausstellung im Pariser Salon mit einer Arbeit vertreten – eine große Auszeichnung. Doch dies blieb das einzige Mal. Bei der Ausstellung der Societé des Artistes Indépendants lernte er Paul Signac kennen, mit dem er sich anfreundete. Im folgenden Jahr wurde er durch Signac in die künstlerische Avantgarde und den Kreis der symbolistischen Literaten eingeführt. 1879 gründeten sie gemeinsam die Gruppe der Neoimpressionisten, die sich auch Pointillisten nannten, weil sie nur mithilfe von Farb-Punkten ihre Bilder entstehen ließen.
Auch als Zeichner erlangte Seurat größte Meisterschaft. In seinen Zeichnungen beschränkte er sich nur auf die Schwarz-Weiß-Kontraste, erzielte hierbei aber eine äußerst reiche Skala von Hell-Dunkel-Werten, wie man auch bei diesem Werk „Mann neben Baum“ sehen kann. Das Werk von Seurat ist Fragment geblieben. Der Künstler starb mit 31 Jahren nach kurzer infektiöser Krankheit. Er hinterließ nur etwa 216 gültige zeichnerische Arbeiten (wovon das Von der Heydt-Museum immerhin fünf besitzt), ca. 170 kleinere Bilder und 60 Gemälde, darunter „La Grande Jatte“.