Schön & streng: Die Macht des Ornaments

August Macke, Stillleben mit Apfelschale und japanischem Fächer, 1911, Kunstmuseum Bonn Foto: © Reni Hansen – ARTOTHEK
Von Henri Matisse bis heute
10. Oktober 2026 bis 14. Februar 2027

Mit der Ausstellung „Schön & streng. Die Macht des Ornaments“ erkundet das Von der Heydt-Museum Wuppertal die Funktion und Bedeutung des Ornaments in der Kunst von der Klassischen Moderne bis heute. Es widmet sich damit einem Thema, das von besonderer Aktualität ist. Denn viele suchen angesichts der Unmengen an Bildern, die die elektronischen Medien in rasantem Tempo hervorbringen, nach formalen Strate-gien, die Klarheit und Festigkeit in geometrischen und ornamentalen Ordnungen versprechen.

Gerade die international renommierte Malerei-Sammlung des Von der Heydt-Museums bietet für eine Ausstellung zur „Macht des Ornaments“ die ideale Basis, illustriert sie doch anhand zahlreicher Hauptwerke, wie Maler*innen von Henri Matisse und August Macke bis heute seit dem Beginn der Moderne Farbe, Form und Figur zum eigentlichen Bildthema werden lassen. Wiederholungen, Muster und Rapporte erfüllen dabei keine dekorative Funktion, sondern sind Ausdruck des Wunsches, das Einfache und das Komplexe schlüssig miteinander zu verbinden. Zugleich werden über vermeintlich rein dekorative Formen auch zeit- und gesellschaftskritische Fragen gestellt, denn jedes Ornament hat seine Geschichte und aufgrund dieser Geschichte seine Bedeutung.

Die Ausstellung basiert zunächst auf der sinnlichen Lust und der Freude des reinen Anschauens. Es geht um tradierte Ornamente genauso wie um individuell gestaltete, dem heutigen Farb- und Formempfinden entsprechende Bildmuster. Doch ist die Werkauswahl nicht dazu angetan, von den gesellschaftspolitischen Problemen unserer Zeit zu entlasten. Zwar richtet sich das Interesse einerseits auf die dem Ornament eigene formale Strenge, auf Regelhaftigkeit und Serialität wie auch auf den Aspekt des Spielerischen, und damit auf die künstlerischen Ansätze, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur abstrakten oder konkreten Kunst führen sollten, später zur Op Art und heute eine Wiederbelebung erfahren. In unserer heutigen globalen Kultur ist aber vor allem die Migration der Formen sowie die Repräsentations- und Kommunikationsfunktionen von Mustern und Ornamenten im Kontext sich vermischender Kulturkreise ein hochspannendes Thema. So wird in der Ausstellung ebenfalls nach dem „Subtext“ gefragt, der dem Ornament innewohnt, sei er individuell oder kollektiv.