„Lesende (Else Lasker-Schüler)“ von Karl Schmidt-Rottluff (1912)
Einem Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen ist es gelungen, auf einer Auktion beim Auktionshaus Ketterer in München am 9. Dezember 2022 das berühmte Bild „Lesende (Else Lasker-Schüler)“ von Karl Schmidt-Rottluff (1912) aus der Sammlung Hermann Gerlinger zu ersteigern. Als Dauerleihgabe wird es dem Von der Heydt-Museum Wuppertal nun übergeben. Damit kommt die berühmte jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler (1869-1945) im Bild zurück an ihren Geburtsort (Wuppertal-)Elberfeld.
Museumsdirektor Dr. Roland Mönig: „Wir sind überglücklich, dass Else Lasker-Schüler mit diesem Bildnis quasi nach Hause kommt. Das Werk belegt Schmidt-Rottluffs ganze schöpferische Wucht auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Else Lasker-Schülers schillernde Persönlichkeit hat er in einer einzigartigen Komposition eingefangen, in der eine expressive, leuchtende Farbigkeit sich mit kubistischen Formexperimenten verbinden. Dieses kostbare Meisterwerk schließt eine Lücke in unserem Bestand zur Kunst des Expressionismus. Sein Gegenstück im Von der Heydt-Museum ist das berühmte Bildnis Else Lasker-Schüler‘, das Jankel Adler 1924 schuf.“
Der Kunstmäzen, der anonym bleiben will: „Es war mir ein großes Anliegen, dieses besondere Bild nach Wuppertal zu holen. Hier gehört es hin! Ich freue mich sehr, es dem Von der Heydt-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen.“
Das Werk von Karl Schmidt-Rottluff war als Leihgabe 2019/2020 in der Ausstellung „Else Lasker-Schüler. ‚Prinz Jussuf von Theben‘ und die Avantgarde“ im Von der Heydt-Museum zu sehen.
Das Bild ist ab dem 27. Januar 2023 im Von der Heydt-Museum Wuppertal ausgestellt.
Die Provenienz des Werkes ist unbelastet: Schmidt-Rottluff selbst übergab das kostbare Werk „Lesende (Else Lasker-Schüler)“ aufgrund seines besonderen Vertrauensverhältnisses seinem langjährigen Freund Hermann Gerlinger, einem Würzburger Unternehmer und Mäzen, der seit den 1950er Jahren eine der bedeutendsten Kunstsammlungen zur Kunst der „Brücke“ überhaupt zusammengetragen hatte – eine reiche Sammlung von geradezu musealer Qualität und hoher Aussagekraft, die 2022 in mehreren Auktionen versteigert wurde.
„Schmidt-Rottluff hat mich im Zelt sitzend gemalt. [..] Bin entzückt von meiner bunten Persönlichkeit, von meiner Urschrecklichkeit, von meiner Gefährlichkeit, aber meine goldene Stirn, meine goldenen Lider, die mein blaues Dichten überwachen. Mein Mund ist rot wie eine Dickichtbeere, in meiner Wange schmückt sich der Himmel zum blauen Tanz, aber meine Nase weht nach Osten, eine Kriegsfahne, und mein Kinn ist ein Speer, ein vergifteter Speer. So singe ich mein hohes Lied.“
Else Lasker-Schüler, Briefe nach Norwegen, in: Der Sturm. Monatsschrift für Kultur und die Künste, Nr. 94, Januar 1912, S. 752.