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Jankel Adler – Freude am Experiment

Kateryna Kostiuchenko, Kuratorin

Lebendige Forschungsarbeit am Museum

11. AUGUST 2022 | AUS DEM MUSEUM
KATERYNA KOSTIUCHENKO, KURATORIN

Seit mehreren Jahren widmet sich das Von der Heydt-Museum der Erforschung des Werkes des jüdisch-polnischen Künstlers Jankel Adler (1895–1949). Im Anschluss an die große Adler-Retrospektive 2018 erwarb das Museum eine umfangreiche Werksammlung aus dem Nachlass des Künstlers. Der Ankauf konnte mithilfe der Von der Heydt-Stiftung, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der Kulturstiftung der Länder sowie mit einer Spende ermöglicht werden. In einem Forschungsprojekt wurden seitdem insgesamt 552 Arbeiten umfassend wissenschaftlich erschlossen. Als wissenschaftliche Volontärin des Forschungsprojekts habe ich mich seit zwei Jahren intensiv mit Jankel Adler beschäftigt und das neue Werkkonvolut erforscht. Nun ist eine Auswahl der Kunstwerke in der Ausstellung „Jankel Adler: Metamorphosen des Körpers“ zu sehen. Sie ist zugleich ein Ergebnis meiner Forschungsarbeit.

Die Ausstellung zeigt hauptsächlich Jankel Adlers Arbeiten auf Papier und untersucht das Bild des Menschen, das Adler immer wieder neu modellierte – eine künstlerische Praxis, die auch für seine Zeitgenossen wie Pablo Picasso, Willi Baumeister oder Hans Arp charakteristisch war. Diese Verbindung möchten wir in der Ausstellung veranschaulichen und somit das neu geweckte Interesse an dem noch immer zu wenig bekannten polnisch-jüdischen Künstler verstärken und ihn weiterhin nachhaltig ins Bewusstsein rücken.

Die Neuerwerbungen ergänzen einen besonders vielfältigen und reichen Bestand an Gemälden und Grafiken Jankel Adlers, die seit den 1920er Jahren – als der Künstler in Barmen und Düsseldorf lebte – für die Sammlung gekauft wurden. Meine Recherchen zeigten, dass das Museum etwa alle zehn Jahre Arbeiten von Adler erwarb. Einen wichtigen Beitrag zur Wiederentdeckung Adlers in Deutschland leistete die Tochter des Künstlers nach dessen Tod 1949. Nina Adler vermachte 1991 den schriftlichen Nachlass und das Fotoarchiv ihres Vaters, die für das von Annemarie Heibel im Jahr 2016 veröffentlichte Gemäldeverzeichnis grundlegend waren.

Ein wichtiges Ziel des zweijährigen Projekts war also die tiefere Erforschung der eigenen Adler-Bestände sowie die erstmalige grundlegende Untersuchung des grafischen Werks des Künstlers. Das neu erworbene Konvolut, das hauptsächlich aus Grafiken besteht und einzigartig für unsere Museumssammlung ist, eignete sich perfekt dazu.

Als wissenschaftliche Volontärin habe ich 2020 das spannende Projekt übernommen und bin seitdem von Adlers Schöpfungskraft und seiner Freude am Experiment fasziniert. Durch die Auseinandersetzung mit den zahlreichen grafischen Techniken Adlers kann ich nun, nach zwei Jahren intensiver Arbeit, die Werke des Künstlers sofort erkennen. Besonders spannend war für mich die erste Einsicht des Konvoluts, die mit einer Entdeckungsreise vergleichbar war. Denn bis dahin kannte ich Jankel Adler aus der großen Ausstellung im Von der Heydt-Museum als einen mystischen jüdisch-polnischen Maler. Jetzt ist er für mich auch jemand, der die neuen Impulse seiner Zeit formierte und mit bekannten Künstler:innen auf Augenhöhe arbeitete.

Das auf die Erforschung der Museumssammlungen gerichtete Volontariat war Teil des Programms „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“, das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen initiiert und unterstützt wurde.

Kateryna Kostiuchenko in der Ausstellung

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