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Bild des Monats

Maurice de Vlaminck, Stillleben/Nature morte, vor 1911 Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Maurice de Vlaminck, Stillleben, vor 1911

04. April 2025 |
ROLAND MÖNIG – DIREKTOR

Maurice de Vlaminck (1876–1958) war ein Tausendsassa, er war Radrennfahrer, Violinist und Mechaniker, bevor er sich der Malerei widmete. Er pflegte seine Rolle als Autodidakt, sah sich als Außenseiter und Rebell im Kunstbetrieb. Das Von der Heydt-Museum besitzt heute drei Werke des Franzosen, eines davon, dieses schöne „Stillleben“, kam bereits 1911 in unsere Sammlung. August von der Heydt, Wuppertaler Bankier, Kunstsammler und einer unserer Namensgeber, kaufte das Gemälde direkt aus dem Pariser Salon heraus – mit einem untrüglichen Gespür für Qualität. Er schenkte es dem Städtischen Museum Elberfeld, wie unser Museum seinerzeit hieß. Somit kann sich das heutige Von der Heydt-Museum rühmen, als eines der ersten Museen in Deutschland überhaupt ein Werk von Maurice de Vlaminck erworben zu haben.

Mit provozierenden Gemälden traten auf dem Pariser Herbstsalon 1905 einige junge Künstler in die Öffentlichkeit. Zeitgleich zum Entstehen des Expressionismus in Deutschland setzten sie in einem bis dahin ungekannten Maß auf die Ausdruckskraft der Farbe. Die Kunstkritik war schockiert und belegte die Gruppe mit dem Begriff „fauves“: „wilde Bestien“. Neben André Derain, Henri Matisse und Kees van Dongen gehörte Maurice de Vlaminck zu diesen Neuerern.

Dem Stillleben kommt in der Kunst der Fauves große Bedeutung zu. Es steht am Beginn des Schaffens von Matisse und Derain, und auch die anderen Fauves widmeten sich dieser Gattung eingehend. Auch Vlaminck kam auf das Stillleben immer wieder zurück. Wie keine andere Bildgattung eignet es sich für formale Experimente. Vlaminck erprobte hier neue Lösungen für den Umgang mit Form und Farbe, Körper und Raum im Bild. Vor allem in den dunklen Wintermonaten widmete er sich der Gattung. Anders als seine Landschaften malte er seine Stillleben nicht im Freien, sondern im Atelier.

Unser Stillleben zeichnet sich durch eine verhaltene Farbigkeit aus und ist vor 1911 entstanden. Gerade ist es mit rund 50 weiteren Werken Teil der ersten Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland seit fast 100 Jahren, die wir gemeinsam mit dem Museum Barberini in Potsdam ausrichten. Das Bild zeigt vier Objekte auf einem Tisch: eine voluminöse Schale mit unterschiedlichen Früchten, eine schlichte gläserne Karaffe, eine hohe bräunliche Vase und eine kleine blaue Teekanne. Die blaue Teekanne taucht auch in anderen Gemälden Vlamincks auf, sie scheint zu seinem festen Repertoire gehört zu haben. Die Tischkante, auf der alle Gegenstände stehen, verläuft, betont durch einen rotbraunen Akzent, parallel zur unteren Kante der Leinwand. Dabei ist unklar, wo die Tischplatte endet und wie tief genau der Raum ist, den das Bild uns eröffnet.

Im Vergleich zu den Gemälden, die Vlaminck in den vorangegangenen Jahren schuf, wirken die Objekte kompakter und stärker plastisch. Lichtreflexe unterstreichen diesen Eindruck. Im Gegensatz dazu wirkt das weiße Tuch links im Bild jedoch eigentümlich flächig und steif. Die Art, wie es geknickt ist, widerspricht sogar dem Verlauf der Tischkante. Der Rebell der Moderne hat bei unserem Stillleben zwar mit eher zurückhaltenden Farben gearbeitet, aber im Umgang mit dem Raum und den Formen fordert er unser Sehen heraus.

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